Pünktlich um 13.30 Uhr sind wir am Samstag, 3. September 2022 von Melk aus (Südspange, Park & Drive) mit einem Bus der Firma Kerschner bei sommerlichem Wetter in Richtung Maria Laach gestartet.
Dort angekommen wurden wir von Herrn Pfarrer Christian Poschenrieder herzlich willkommen geheißen. Er machte uns auf interessante Details im Inneren der Wallfahrtskirche aufmerksam, wie etwa die gut erhaltene gotische Kanzel. Er sprach die Bedeutung der Muttergottesdarstellung auf dem linken Seitenaltar an. Maria hält hier eine Rosenkranzschnur in der rechten Hand, die sechs Finger hat. Unterschiedliche Begründungen für diese Darstellung seien im Umlauf, vermutlich habe der Künstler jedoch die spezielle hilfreiche Zuwendung der Gottesmutter darzustellen versucht. Dies sei vergleichbar mit Mariendarstellungen in der orthodoxen Kirche, die Maria oftmals mit drei Händen zeigen, um der übernatürlichen Stärke der Gottesmutter Ausdruck zu verleihen.
Im Besonderen verwies Herr Pfarrer Poschenrieder auf den beeindruckenden spätgotischen Doppelflügelaltar aus dem Jahr 1480. Auf dem Schoß der gekrönten Mariendarstellung im Zentrum des Altares sitzt das Jesuskind, das einen der damaligen Zeit entsprechenden „Schnuller“ in seiner linken Hand hält. Die inneren Flügel zeigen im aufgeklappten Zustand vier Holzreliefs mit den Motiven der „Verkündigung“, der „Heimsuchung“, der „Geburt Jesu “ und der „Anbetung der Könige“. Die restlichen Flügelelemente sind bemalt und in ihrem ganzen Umfang erhalten, was Seltenheitswert hat. Die Rückseite des inneren sowie die Vorderseite des äußeren Flügelpaares zeigen Szenen aus der Passion Jesu. Auf der Rückwand des äußeren Flügelpaares sind Szenen aus dem Leben Mariens dargestellt. Diese sind zu sehen, wenn man hinter dem Altar vorbeigeht.
Im Weiteren erwähnte Herr Pfarrer Poschenrieder, dass während der Zeit der Reformation das Kirchenpatronat in den Händen der protestantischen Kuefsteinern lag, deren Grabmal-Gedenkstätte in der Kirche errichtet ist.
Zum Abschluss stellte er – der auch als Bauchredner Gottes bekannt ist – „Ichthys, die sprechende Fischpuppe“ vor. Diese klärte uns u. a. über die Bedeutung ihres Namens auf: „Ichthys, das griechische Wort für Fisch, bedeutet ins Deutsche übersetzt „Jesus Christus Gottes Sohn Erlöser“.
Bevor die Fahrt zum nächsten Aufenthalt nach Spitz weiterging, konnten wir uns im Gasthof Ringl bei Kaffee und Mohntorte laben.
Vor der Pfarrkirche in Spitz wurden wir vom Kunstexperten Dr. Johann Kronbichler erwartet, der uns sehr versiert einen Überblick über die Sehenswürdigkeiten in und außerhalb der Kirche gab.
Die Kirche ist dem heiligen Mauritius geweiht. Der älteste Teil der ursprünglichen Wehrkirche ist der Westturm (um 1300). Er ist mit glasierten Ziegeln aus dem 16. Jahrhundert gedeckt, was ihm seinen besonderen Wert verleiht.
Im Inneren der Kirche verwies Dr. Kronbichler auf das Hochaltarbild, das aus dem „Mutterkloster“ Niederaltaich (Bayern) stammt und das Martyrium des heiligen Mauritius darstellt. Es kam 1718 nach Spitz. Das Bild ist ein Spätwerk von Martin Johann Schmidt, der auch Kremser-Schmidt genannt wird.
Die Skulpturengruppe „Jesus und die zwölf Apostel“ aus dem Jahr 1380 an der Brüstung der gotischen Orgelempore hob Dr. Kronbichler auch aufgrund ihrer originalen gotischen Farbgebung als ganz spezielles, einzigartiges Kunstwerk hervor.
Im linken Seitenaltar befindet sich eine Statue der „Freisinger Madonna“, die, so Dr. Kronbichler, häufig nicht als solche erkannt werde. Es handelt sich dabei um eine „Immaculata – Darstellung“ (die Unbefleckte). Maria steht mit ausgebreiteten Armen auf der Weltkugel, mit einem Fuß auf der Mondsichel und zertritt dabei eine Schlange. Die Madonna ist umhüllt vom blauen Skapulier (Schulterkleid) der unbefleckten Empfängnis und trägt einen zwölfteiligen Sternenkranz um das Haupt.
Deutlich erkennbar zeigt sich in der Pfarrkirche Spitz ein Achsknick vom Langschiff der Kirche zum Altarraum hin. Der Grund dafür ist nach Dr. Kronbichler nicht sicher bekannt. Es handelt sich möglicherweise um eine zeitlich getrennte Ausrichtung von Langhaus und Altarraum nach Osten.
Nach einer Umrundung der Kirche, die auch einen beeindruckenden Blick auf die umliegenden Weinberge und auf den Rest eines barocken Gartens zuließ, wanderten wir Richtung Donau.
Im Anschluss an diesen lehrreichen Besuch in der Pfarrkirche brachte uns die Rollfähre über die Donau nach Hofarnsdorf zum gemütlichen Abschnitt unserer Fahrt. Im Hof des Heurigenbetriebs der Familie Glück waren für uns Tische vorbereitet worden, um den lauen Abend ausklingen zu lassen. Ausgiebige Gespräche, sowie feine Schmankerl aus Küche und Keller rundeten den gemeinsam verbrachten Nachmittag ab. Eine alles in allem bereichernde Veranstaltung fand ihren Abschluss. Sogar das Wetter war uns hold. Exakt zum vorgesehenen Zeitpunkt unserer Abreise erinnerten die ersten Regentropfen an den Aufbruch.
Pünktlich um 21 Uhr trafen wir wieder in Melk ein, wo wir – bereichert durch die kulturellen wie auch die schmackhaften Erlebnisse – voneinander Abschied nahmen.
Bis zum nächsten Mal, haben wir uns vorgenommen!