
Fahrt nach St. Veit (Toberstetten)
und Stift Seitenstetten
Auf großes Interesse stieß unser diesjähriger Vereinsausflug nach St. Veit und Stift Seitenstetten, der am Donnerstag, 22. Mai 2025 stattfand.
Bereits um 12.30 Uhr starteten wir in St. Pölten, Mariazeller Straße/P+R Süd mit einem Kleinbus der Firma Kerschner. Pünktlich um 13 Uhr stiegen in Melk (Südspange) Park & Ride die nächsten Teilnehmer in den Bus, der uns bei strömendem Regen zum Neuhofener Filialkirchlein St. Veit brachte.
Pfarrer Christoph Hofstätter, die Kirchenführerin Frau Gerti Hausberger, ihr Gatte Fritz Hausberger sowie weitere Exkursionsteilnehmer erwarteten uns bereits. Nach der freudigen Begrüßung erzählte uns Frau Hausberger die Geschichte der Kirche, die nachweislich bis in das 15. Jahrhundert zurückreicht. Drei adelige Brüder, so sagt die Gründungslegende, hätten je eine Kirche gestiftet und sich dabei mit ihrem Namen verewigt: St. Veit, St. Leonhard am Walde und St. Thomas am Blasenstein – bei Schönwetter könne man die beiden anderen sehen, sagte Frau Hausberger. Vermutet wird jedoch, dass das Veitskirchlein aus vorchristlicher Kulttradition hervorgegangen sein und bereits aus dem frühen Mittelalter stammen könnte. Ist doch die Verehrung des hl. Veit (Vitus), der als Fürsprecher bei verschiedenen Krankheiten wie auch als Patron der Kleintiere gilt, hinreichend bekannt. Eine Kuriosität könnte damit in Zusammenhang gebracht werden: zwei Verschläge an der Rückseite des Hochaltares erinnern daran, dass in früherer Zeit von Wallfahrern am Veitstag (15. Juni) der Kirche Hühner gespendet wurden. Erwähnt wurde dies auch in der Gottesdienstordnung von 1435.
In der Spätgotik wie auch im Barock wurde die Kirche erweitert. Ein Detail am Ausbau der Kirche wird sogar mit Jakob Prandtauer in Verbindung gebracht. Eine von ihm stammende, in der Kirche zur Schau gestellte Rechnung von 1720 deutet darauf hin.
Auf eine weitere Besonderheit wies Pfarrer Christoph hin. Es ist die Darstellung der Heiligsten Dreifaltigkeit in der Gestalt von drei erwachsenen Männern im Chorgewölbe. Diese Darstellungsform ist seit 1745 in der katholischen Kirche verboten. Sie findet sich nur noch in Ikonen der Ostkirche, vor allem der byzantinischen und orthodoxen Kirchen.
Das Hochaltarbild zeigt – wie könnte es anders sein – das Martyrium des hl. Vitus im Kessel mit siedendem Öl. Vieles wäre noch zur kunstvollen Gestaltung des Kircheninnenraumes anzuführen, es soll hier jedoch einem empfehlenswerten Besuch der sehenswürdigen kleinen Kirche am Berg nicht vorgegriffen werden. Man wird hier sehr freundlich aufgenommen und erlebt einen ereignisreichen Aufenthalt.
Angeleitet durch Herrn Hausberger stiegen einige von uns bis in den Glockenturm hinauf. Von fachkundiger Hand durfte sogar die Orgel ausprobiert werden. Das Lied „Segne du Maria“ wurde angestimmt und wir sangen alle aus tiefstem Herzen mit.
Eine spezielle „geistige Aufwartung“ von Pfarrer Christoph zum Abschied rundete schließlich unseren Besuch ab. Es war zwar unser erster, aber gewiss nicht unser letzter Besuch im Kirchlein St. Veit.
Herzlich verabschiedeten wir uns, um zu unserer nächsten Station, dem Stift Seitenstetten, aufzubrechen. Dort gewährte uns der Kunstexperte P. Martin Mayrhofer in einer Privatführung interessante Einblicke in unterschiedliche Exponate. Aufgrund der besonderen Beziehung unseres Vereins zum Stift Seitenstetten durften wir uns als Gäste des Stiftes betrachten – danke an Abt Petrus Pilsinger.
P. Martin stellte uns eingangs den Bilderzyklus „Das Gleichnis vom verlorenen Sohn“ des berühmten Barockmalers Paul Troger vor. Wir erhielten u. a. Einblicke in die Symbolik der Farbwahl zur Zeit des Barock. Die Aussage von Bildern wird mit speziell ausgesuchten Farben um eine zusätzliche geheimnisvolle Botschaft für den Betrachter vertieft.
P. Martin zeigte uns aus unterschiedlichen Epochen eine Auswahl von Bildern, die er jeweils sehr versiert kommentierte. Abschließend führte er uns auch in den modernen Teil der beachtlichen Kunstsammlung. Es war ihm wichtig, Wert und Bedeutung moderner Kunst hervorzuheben. Es sei notwendig, vor der Beurteilung eines „modernen“ Bildes die „Hintergrundgeschichte“ zum jeweiligen Bild zu kennen, um es entsprechen wertschätzen zu können.
Viele Ausstellungsstücke wären noch zu betrachten und zu bewundern gewesen. Die Zeit reichte bei Weitem nicht für eine intensive Begehung der Ausstellung. War doch der Besuch eher als Anreiz zu verstehen, einen Einblick zu gewinnen, um einen weiteren persönlichen Besuch anzuregen, der auch für einen Spaziergang durch den wundervoll gestalteten Hofgarten genützt werden sollte.
Für einen Gang durch den Garten hat die Zeit diesmal nicht gereicht, auch das Wetter war ungeeignet, denn der Regen war uns treu gewesen an diesem Nachmittag, was allerdings der guten Laune keinen Abbruch tat.
Es war nicht ganz leicht, von der beeindruckenden Ausstellung loszukommen, immer wieder taten sich neue sehenswerte Schätze auf, die P. Martin besonders ans Herz gewachsen zu sein schienen. Den Abschied erleichterte uns ein Gemälde im Maturasaal, das ein Gastmahl zeigte. Das Motiv des Bildes erinnerte uns daran, dass auch auf uns nun in gemütlicher Atmosphäre beim Mostheurigen Wimmer-Weindlmayer in Bachlerboden ein Mahl in einer warmen freundlichen Stube wartet.
Essen und Trinken schmeckten hervorragend. Um 20 Uhr war schließlich die Zeit zum Aufbruch gekommen. Erfüllt von vielen neuen Eindrücken und netten Gesprächen in fröhlicher Gemeinschaft sowie gestärkt von feinen Mostviertler Schmankerln kamen wir pünktlich um 21 Uhr wieder in St. Pölten an.
Und wieder waren wir uns einig: Schön war’s!