PFARRSAAL WIESELBURG, 25. APRIL 2024
Was müssen wir von der Weltkirche lernen?
Prof. Pater Dr. Karl Wallner,
seit 2016 Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Österreich
„Was müssen wir von der Weltkirche lernen?“, so nannte Pater Dr. Karl Wallner seinen Vortrag. Eine große Besucherzahl lauschte interessiert seinen kompetent, ausführlich und beherzt vorgetragenen Ausführungen. Pater Karl erzählte von seinen überraschenden Erfahrungen mit der Weltkirche und gab Tipps, wie das Engagement für die Weltmission zur Therapie für unsere Kirchenfrustration werden kann.
Er stellte die Aufgaben von „Missio“ – das sind die Päpstlichen Missionswerke in Österreich (www.missio.at) – vor und machte damit zugleich deutlich, wie wir nach dem Vorbild der „Weltkirche“ in unseren Breiten „Kirche neu (be)leben“ können.
Unter dem Motto „Verändern Sie mit uns die Welt!“ beleuchtete Pater Karl das Vortragsthema:
Die Weltkirche wächst jährlich um 16 Millionen Katholiken. Die Priesterseminare in Afrika und Asien sind übervoll; oft gerade in Regionen, wo die Kirche durch Armut bedrängt und durch Verfolgung bedrückt ist. Dennoch ist sie mutig und glaubensfroh. Vieles aus den Missionskirchen ist uns unbekannt, etwa ein starkes verkündigungsfähiges Laientum in Form von 3,2 Millionen Katechistinnen und Katechisten. Dazu braucht es entsprechende Ausbildung. Aber auch grundlegende Schulbildung ist von großer Bedeutung. Missio Österreich unterstützt den Bau von unterschiedlichen Ausbildungsstätten. Ein afrikanisches Sprichwort besagt: „Wer eine Schule eröffnet, schließt ein Gefängnis.“ Kinder haben im Globalen Süden nur dann eine Zukunft, wenn sie Zugang zu Bildung und Berufsausbildung erhalten. Daher betreibt die Kirche dort – vorwiegend sind es Ordensgemeinschaften – Waisenhäuser, Kindergärten und Schulen. Schulbildung ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass Menschen in ihrer Heimat bleiben, um dort leben und arbeiten zu können. Die Altersversorgung wird damit unabhängig von der Anzahl der Nachkommenschaft. Die Anzahl der Kinder reduziert sich demnach häufig auf zwei, wie Pater Karl aus eigener Erhebung weiß und auch der Wunsch, im Land zu bleiben und nicht nach Europa auszuwandern wird von den dort ansässigen Menschen im Gespräch mit Pater Karl immer wieder geäußert.
Neben der Errichtung von Ausbildungsstätten kann mithilfe kirchlicher Projektpartner in Erdbeben- oder Hungerkatastrophenfällen den Menschen in den betroffenen Gebieten rasche Hilfe zukommen in Form von Lebensmitteln, Trinkwasser, medizinischer Versorgung, Saatgut oder auch Schul- und Baumaterial.
Missio sorgt aber auch für die Priester von morgen. Das Interesse, Priester zu werden ist in Asien und Afrika groß, die Priesterseminare sind übervoll, das Christentum boomt. Allein die Versorgung der zahlreichen Priesterseminaristen bringt aber Probleme mit sich. Priester haben darüber hinaus keine Gehälter, leben von Mess- Stipendien, sind die ersten Sozialarbeiter in ihren Gemeinden, bauen Waisenhäuser, Kindergärten, Schulen und Krankenhäuser und bringen die Liebe Gottes zu den Menschen.
In diesem Zusammenhang stellte Pater Karl die Möglichkeit der Übernahme einer Priesterpatenschaft vor, die eine finanzielle Unterstützung eines konkreten Priesterstudenten wie auch das tägliche Gebet für ihn vorsieht.
Er kam auch auf die Missionstätigkeit im eigenen Land zu sprechen und erwähnte das große Anliegen des Papstes (den er als seinen direkten Vorgesetzten bezeichnete), dass die Päpstlichen Missionswerke auch in ihren Heimatländern missionarisch tätig sein mögen. Der Papst ermutigt: „Fangt mit dem Gebet an. Versetzt ganz Österreich in eine missionarische Aufbruchstimmung.“
In den armen Ländern blüht der Glaube, was dort fehlt sind die finanziellen Mittel. In Europa ist es umgekehrt, hier gibt es Wohlstand, der christliche Glaube aber wird immer schwächer. Es bedürfe daher konkreter Maßnahmen, wie etwa jener der Initiative „Gott kann“ (www.Gott-kann.at), die eine große Gebetsbewegung in unserer Heimat zu entzünden beabsichtigt. Es gelte füreinander zu beten. Speziell für junge Menschen, die dem Glauben oftmals schon sehr fernstehen, solle täglich gebetet werden. Als Empfehlung gab Pater Karl das Rosenkranzgebet an: „Beten Sie jeden Tag ein Gesätzchen vom Rosenkranz für einen konkreten jungen Menschen, der glaubensfern ist.“
Spezielle Initiativen für Kinder und Jugendliche (www.jugendaktion.at; www.youngmissio.at) sollen junge Menschen für die Weltmission begeistern, um Hilfsprojekte für Kinder auf der ganzen Welt zu unterstützen, aber auch um selbst dem Glauben nahezukommen. So bringt die Website www.missio-live.at von Dienstag bis Sonntag täglich um 12 Uhr die Mittagsmesse und jeden Montag um 17 Uhr eine Kindermesse.
Pater Karl zeigte abschließend einige Videos von unterschiedlichen religiösen Veranstaltungen der überaus lebendigen Weltkirche und animierte zum Gebet mit dem Spruch: „Erzähle deinem Gott nicht wie groß dein Problem ist, sondern erzähle deinem Problem wie groß dein Gott ist.“
Rege Diskussionen bei der anschließenden Agape rundeten die Veranstaltung ab. Die eingegangene Spende von 825 € wurde zur Gänze an „Missio“ überwiesen.